Medizin Populär – Schädel-Hirn-Trauma

64.000 Menschen erleiden hierzulande jedes Jahr ein Schädel- Hirn-Trauma. Was dabei passiert und welche Folgen die Verletzung des Kopfes haben kann.

Wird Prim. Dr. Nikolaus Steinhoff gefragt, was ein Schädel-Hirn-Trauma ist, sagt er: ,,Ein Schädel-Hirn-Trauma ist eine Verletzung des Kopfes und des Gehirns durch eine plötzliche Gewalteinwirkung." Erlitten wird so eine Verletzung hierzulande jedes Jahr von rund 64.000 Menschen. Der ärztliche Leiter des Neurologischen Rehabilitationszentrums Kittsee im Burgenland sowie Vorstand der von Sigrid Kundela (siehe Inter-view weiter unten) gegründeten Selbsthilfegruppe meint, dass die Zahl an Betroffenen in Zukunft noch steigen wird. Denn immer mehr Österreicher werden immer älter - und besonders häufig erleiden Altere ein Schädel-Hirn-Trauma. Sie ziehen sich die Verletzung meist bei Stürzen während Alltagserledigungenzu. Jüngere verletzen sich oft bei Sportunfällen oder Verkehrsunfällen am Kopf und Gehirn.

AUFPRALL MIT DREH-EFFEKT

Was bei der plötzlichen Gewalteinwirkung auf den Kopf durch einen Aufprall passiert? ,,Der Schädel ist wie ein Ball", schickt Steinhoff, der sich als Neurologe auf die Behandlung von Patienten nach Schädel-Hirn-Traumata spezialisiert hat, der Erklärung voraus. ,,Kommt der Ball in Kontakt mit einer harten Oberfläche, wird er dort zusammengedrückt, wo er aufkommt. Zugleich gibt es meist einen rotatorischen, also Dreh-Effekt." Auch beim Kopf und dem Schädel-Hirn-Trauma ist das so, was erklärt, warum dabei immer viele Bereiche des Gehirns und auch der Halswirbelsäule sowie der großen, den Kopf versorgenden Gefäße gleichzeitig in Mitleidenschaft gezogen werden. Das kann viele verschiedene Symptome nach sich ziehen. Steinhoff:,,Zum Beispiel Kopfschmerzen, Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit, oder auch Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmungen, wie des Seh- oder Hörvermögens oder des Gleichgewichtssinnes, und ein Nachlassen des Erinnerungsvermögens oder der Konzentrationsfähigkeit." Darüber hinaus gehen mitunter der innere Antrieb sowie emotionale und soziale Fähigkeiten verloren, was Betroffene entweder deprimiert und passiv werden lässt oder enthemmt und überaktiv macht. Je nach Schwere des Traumas können mehrere dieser Symptome gleichzeitig bestehen oder auch nur eines davon. In Abhängigkeit vom Ausmaß der Gewalteinwirkung gestaltet sich auch die Therapie von Schädel-Hirn-Traumata. Bei den einen kommen durch die Behandlung binnen einiger Wochen oder Monate verloren gegangene Fähigkeiten wieder zurück, bei den anderen kann das wesentlich länger dauern oder nie passieren, weiß Steinhoff aus Erfahrung. Leichtere Traumata können aber meist gänzlich ausgeheilt werden.

Mag. Sabine Stehrer
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