Erntedankfest im KHM Wien

Zur Jahreszeit passend, feierten wir im Kunsthistorischen Museum KHM ein Erntedankfest. Denn das reife Obst und Gemüse kann man auch mit beeindruckenden Bildern genießen. So zeigte uns Julia Häussler am 18. September zum Teil sehr bekannte Gemälde, auf denen aber noch mehr zu sehen war, als man vorher dachte.

Wo ist der Gemahl bei der „Bauernhochzeit“ von Pieter Bruegel?

Die Bruegel-Bilder waren vor zwei Jahren durch eine Sonderausstellung ins Rampenlicht gerückt worden. Bei der „Bauernhochzeit“ (1568) sieht man die Braut nicht sehr glücklich unter der aufgehängten Papierkrone sitzen. Julia beschrieb uns ganz genau, wie Bruegel die Wand aus Strohballen auf der Rückseite gemalt hatte. Keiner ahnte, welcher der vielen Männer wohl ihr Gemahl sein könnte!? Da erfuhren wir, dass ursprünglich ganz oben im dunklen Bereich noch eine Person beim Seitensprung zu entdecken war. Nur für die Habsburger war Jahrhunderte später dieser Gedanke zu freizügig und ließen ihn übermalen – dabei war Bruegel´s Idee doch viel witziger!?

Im selben Saal war die „Heimkehr der Herde“ ebenfalls von Bruegel zu sehen. Nachdem es beim Maler in den Niederlanden so einen Almabtrieb aber gar nicht gibt, war das wohl der Eindruck einer Reiseroute durch die Schweiz gewesen. Julia erklärte uns, dass bei der hellen Kuh noch die Bleistiftstriche der Skizze zu entdecken sind.

Der Spruch „Ohne Wein und Brot ist die Liebe tot“, passte sehr gut zu Hans von Aachens „Bacchus, Ceres und Amor“ (um 1600). Darauf zu sehen sind der Weingott Bacchus mit der Göttin der Feldfrüchte, wo der Liebesknabe Amor nicht mehr fehlen darf.

Gleich gegenüber war das Bild ebenfalls mit Ceres und Bacchus von Bartholomäus Spranger (1590). Mir fiel auf, dass es in diesem Raum fast nur nackte Leute gibt, die Kronprinz Rudolf wohl gesammelt hatte. Worauf das wohl zurückzuführen ist?

Von Peter Paul Rubens gibt es leihweise das Gemälde „Venus Frigida“ (1611) aus Antwerpen. das flämische Museum wird derzeit umgebaut und ließ Rubens Werk im KHM Wien restaurieren. Es zeigt, dass die Liebe ohne Essen und Wein nicht überlebt. Bei seiner Italienreise dürfte er diese Eindrücke gesammelt haben.

Julia hatte so viel mit uns erarbeitet, dass für die Kunstkammer gar keine Zeit mehr war. Wir verabschiedeten uns mit einem herzlichen Dankeschön von uns allen und schauten uns dann noch alleine die Tellersammlung aus der 2. Hälfte des 16. Jahr-hunderts an. In der Serie von 12 Tellern stellt jedes in Email ein Monat dar.

Im Oktober wurde endlich die Sonderausstellung „Beethoven bewegt“ eröffnet. Dafür bekamen wir natürlich auch wieder eine barrierefreie Führung, über die noch berichtet wird …

Sigrid Kundela

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