GG_791_Web-400

Verkehrte Welt gerade gerückt

Der Begriff „Verkehrte Welt“ geht zurück auf die Antike. In Zeiten des Umbruchs können sich seltsame Dinge tun. Andrea Marbach zeigte uns im Kunsthistorischen Museum KHM bei fünf Gemälden, was die Künstler von damals ironisch ausdrücken wollten.

2-16 KHM Gruppe

Mit Andrea (Mitte) auch ein „verkehrtes“ Bruegel-Bild besprochen

Auch die Liebe kann ein Anlass sein, was wir beim „Venusfest“ (1636) von Peter Paul Rubens (1577-1640) erfuhren. Viele Frauen bewegen sich in gute Laune und fast nackt, nur die Liebesgöttin Venus blickt ein wenig überfordert aus dem Bild. Auch viele kleine Kinder tanzen mit gleichgroßen Engerln im Kreis. Außer Satyrn haben Männer hier nichts zu suchen. Vielleicht weil sie um diese Zeit gerade im          30-jährigen Krieg anderswo beschäftigt waren!?

Passend war das nächste Gemälde: „Die verkehrte Welt“ (1663) von Jan Steen (1626-1679), der in den Niederlande tätig war. Hier verbindet Steen humorvolle Erzählungen mit der Moral. In diesem Haushalt steht alles am Kopf. Die Inschrift auf der Schiefertafel rechts unten (siehe nächste Seite) beklagt dies mit dem ersten Teil des holländischen Sprichworts: „Im Wohlleben seht euch vor“. Zu ergänzen: „…und fürchtet die Rute“. Es ist wirklich schön und witzig geworden.

GG_791_Web-400

„Die verkehrte Welt“, (1663) von Jan Steen (1626-1679)

Die „Kreuztragung Christi“ (1564) von Pieter Bruegel d.Ä. (um 1525/30-1567) findet in einer Umgebung statt, die nicht viel mit der Bibel zu tun hat. Hinweise aus seiner Zeit sind darin versteckt. Aber was macht die Windmühle auf dem steilen Hügel?

Bei „Ecce Homo“ (1543) von Tizian (um 1488-1576) wird die Beschuldigung von Jesus bei Pilatus dargestellt. Der Ort ist allerdings in Venedig, wo Tizian tätig war. Aber woher kommen Sultan Suleiman und die Frau mit Kind? Auf einem Schild ist der Doppeladler zu entdecken, der an die offizielle Anstellung Tizians am kaiserlichen Hof hinweisen soll.

Neben der „Hl. Justina“ (um 1530) von Moretto da Brescia (um 1498-1554) sind das Einhorn und der zur Heiligen aufblickender Verehrer zu erkennen. Er ist der Stifter dieses Bildes. Das Einhorn hat sich hingekniet, damit die Justina leicht aufsteigen und davonreiten kann … SK

Veröffentlicht in Aktuelles, Allgemein, Inhalt.