Bei unserem Treffen im Kunsthistorischen Museum drehte es sich am 17. Mai Alles um unsere Sinne. Mit geschlossenen Augen ließ uns Julia Haimburger unser Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen aktivieren. Man darf die Bilder freilich nicht anfassen oder zum Riechen ganz nahe kommen. Dennoch kann man überlegen, wie das gemalte Bild unsere Sinne bewegt. Wenn man darüber nachdenkt, gib es noch viel mehr zu Erkennen als man auf den ersten Blick wahrnimmt.

„Fest des Bohnenkönigs“ (um 1640/45) von Jacob Jordaens
Gleich beim ersten Gemälde war viel los. Das „Fest des Bohnenkönigs“ (um 1640/45) von Jacob Jordaens (1593-1678) stellt ein flämisches Volksfest dar. Dabei wird in einem Kuchenstück eine Bohne mitgebacken und der Finder für das Fest zum König erklärt. Er kann sich die schönste Frau zur Königin wählen. Die restlichen Gäste bekommen Zettel mit „Hofämtern“ und müssen in deren Rolle schlüpfen. Über steht vom Lateinischen übersetzt: „Keiner ist dem Narren ähnlicher als der Betrunkene“. Wie man sieht, hatten dabei die meisten Gäste schon zu viel Alkohol getrunken und deren Sinne nicht mehr unter Kontrolle.
Der „Fischmarkt“ (ca. 1621) entstand in der Werkstatt von Peter Paul Rubens (1577-1640). Wie kann es an so einem Marktplatz wohl gerochen haben? Die Fische und Szene mit den Menschen dahinter sind sehr unterschiedlich gemalt. Darin lässt sich erkennen, dass vermutlich zwei Künstler an dem Bild zusammengearbeitet haben: Frans Snyder (1579-1657) und Anthonis von Dyck (1599-1641)
Gleich daneben war „Bacchanal“ (1659), mit Bacchus, der Gott des Weines zu sehen. Darauf gibt es ein Selbstbild der Malerin Michaelina Wautier (1614-1689). Es war mutig und ironisch, sich selbst weinselig zu zeigen.

Mit Julia (li kniend) bei „Gefangennahme Samsons“ (1628/30)
Schließlich schärften wir auch bei „Gefangennahme Samsons“ (1628/30) von Anthonis von Dyck (1599-1641) unsere Sinne. Delila hatte Samson im Schlaf die Kopfhaare geschnitten. Dadurch verlor er seine überirdischen Kräfte und wurde von den Gegnern verhaftet. Die Blicke der beiden Hauptfiguren wirkten unterschiedlich. Für die einen waren sie leidend oder verängstigt, die anderen meinten herabblickend oder demütigend. Jeder Mensch hat eben einen anderen Blick und so gehen die Meinungen oft unterschiedliche Wege.
SK