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Farbherstellung, wirklich kompliziert

Wie schwierig war es doch damals  im Mittelalter, bunte Bilder in allen Farben zu malen. Am 19. April erfuhren wir im Kunsthistorischen Museum KHM von Julia Haimburger, wie kompliziert man mit unterschiedlichem Material zur Malfarbe kam. Durch die beiden Bilder von Jan Vermeer „Die Malkunst“ (um 1666/68) und Maria von Oosterwijck „Vanitas-Stilleben“ (1668) konnten wir viel verstehen.

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J. Vermeer: „Die Malkunst“

Aus den drei Grundfarben gelb, rot und blau kann man durcn Mischen alle Farbtöne erreichen. Um eine Farbe herzustellen, mussten zunächst Steine, Wurzeln, getrockneten Tieren und Pflanzen mit einem Mörser und Stößel zerrieben werden. Danach wurden die Farbpimente mit einem Trägermaterial (Walnussöl, Eidotter, Ochsengalle) verbunden, und auf ebener Fläche mit einem Werkzeug (Läufer) so lange vermischt, bis die Farbe endlich mit dem Pinsel auf die Leinwand aufgetragen werden konnte. Gute Maler konnten sich für diese Tätigkeit Angestellte leisten. Erst um 1850 sind die Farben zu Malen in Tuben erhältlich.

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M. v. Oosterwijck: „Varitas-Stilleben“

Eine interessante Geschichte erfuhren wir noch von Vermeers Gemälde. Der Künstler hatte es selbst aus Werbegründen in seinem Atelier hängen. Nach seinem Tod wechselte es oft den Besitzer bis es schließlich durch die Habsburger ins KHM kam. Nach der Abschaffung der Monarchie gehört es Österreich und an Familie Cernin verkauft, von der es 1940 Adolf Hitler relativ billig übernahm. Nachdem er selbst an der besten Kunst interessiert war, wurden 1943 über 1000 Lieblingsbilder in das Bergwerk von Altaussee verfrachtet. Dazu gehörte auch „Die Malkunst“, die unter gleichbleibender Temperatur von 8°C und 75% Luftfeuchtigkeit bestens aufbewahrt war. Den Bergleuten haben wir es zu verdanken, dass sie 1945 am Ende des Krieges Hitler´s Befehl für eine Sprengung nicht nachkamen. Mittlerweile hat dieses Gemälde längst wieder seinen Platz im KHM und darf aufgrund seines schlechten Zustands nicht mehr außer Haus gebracht werden.

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Hobbymalerin Brigitte Humpelstetter mit eigener Farbtafel

Zum Schluss durften wir noch der einzigartigen Hobbymalerin Brigitte Humpelstetter über die Schulter blicken. Sie kopierte gerade Pieter Bruegels „Kinderspiele“ und hatte viele kleine Farbtupfer zum Mischen auf ihrer Farbtafel. Schon mit sechs Jahren hatte sie begeistert zu Malen begonnen und ist sehr detailgenau geworden.

Unsere nächsten Termine im KHM sind am 17. Mai „Mit allen Sinnen“ und 21. Juni in der Sonderausstallung „Holbein. Burgkmair. Dürer. Renaissance im Norden“. Treffpunkt: 14.45 Uhr, Eingangshalle.

 

SK

 

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