Am 5. September stand das Obere Belvedere auf unserem Programm. Das Thema hieß diesmal einfach „Überraschung“. Ob das vielleicht einigen Leuten zu unsicher war, sei dahingestellt!? Auf jedem Fall waren wir doch sieben „Insider“ und es hatte sich gemeinsam mit unserem Vermittler Yannick Steiner wirklich gelohnt.
Was diesmal wirklich anders war, wir wurden durch viele Fragen zum Mitzumachen angeregt. Denn es waren ausnahmsweise nur drei Kunstwerke geplant, aber die durften wir uns selbst gegenseitig erklären. Da jeder einen eigenen Blick hat, gab es sieben unterschiedliche Meinungen. So gab es bei dem mit Natur-schwämmen besetzen Schirm (1940) von Wolfgang Paalen viel zu entdeckten. Zu dieser Zeit gab es den Surrealismus, der von der Psychoanalyse beeinflusst wird und bis heute noch existiert. Jeder sah in diesem Kunstwerk etwas anderes.
Wolfgang Paalen führt uns ein Prinzip vor, dass wie eine Art Witz verstanden werden kann. Wir wünschen uns Sicherheit und nur weil die Form eines Schirmes, die Wirkung von Schutz verspricht, heißt das noch nicht, dass wir wirklich geschützt sind. Vielleicht werden wir mit diesem Schirm besonders nass. Nicht alles ist, was es scheint.
Schirm, Wolfgang Paalen, 1940
Als Nächstes führte uns Yannick zur „Unform“ (1968) von Erwin Thorn. Das ist ein Objekt aus bespannter und bemalter Baumwolle, in dem ich ein modernes Schwein sah. Es gehört zum Abstrakten Expressionismus. Dabei spielen Wahrnehmung und Licht eine wesentliche Rolle. Bei Thorn wurde statt einem zweidimensionalen Bild eine dreidimensionale Plastik. Auch wenn sein Werk wie ein Bild an der Wand hängt, so hebt es sich mit der Ausstülpung doch ein wenig ab. Durch die Beleuchtung im Raum entsteht darunter auch ein Schatten, der genau genommen noch ein Bild entstehen lässt.
Mit Yannick (ganz li) Lassnig einmal anders gesehen
Zuletzt nahmen wir vor dem „Doppelselbstporträt mit Kamera“, 1974 von Maria Lassnig Platz. Dieses große Bild hatten wir bei unserem ersten Besuch im Belvedere21 am 2. August 2022 zum ersten Mal schon gesehen. Seitdem waren wir nach dem Wechsel ins Obere Belvedere nun schon zum dritten Mal davor und hatten neben Erinnerungen noch mehr zu entdecken. Da Lassnig auch Filmemacherin war, wirkt dieses Gemälde fast realistisch. Es geht um Selbst- und Fremddarstellung. Wenn man genau schaut, könnte man fast kleine „Fehler“ entdecken. Die Figur auf dem Pullover sieht beide Male in die gleiche Richtung. Aber auf einem Bild kann natürlich nichts falsch gemacht sein. Nur der Eindruck ist freilich für jede*n Betrachter*in ein anderer.
SK








