Wagenburg von der Kutsche zum Automobil

Die Kaiserliche Wagenburg bei Schloss Schönbrunn wurde erst vor 100 Jahren eröffnet. Früher waren die vielen Kutschen und Sänften in den Hofstallungen untergebracht. Diese befinden sich auf dem Gelände, wo heute das Museumsquartier daheim ist. Der große Raum für die Wagenburg diente früher als Reithalle. Mehr darüber konnten wir am 16. September von Una Matanovic bei einer einzigartigen Führung erfahren.

Gleich zu Beginn sahen wir eine zweisitzige Gala-Sänfte, die aus 1700 das älteste Objekt dieser Sammlung ist. Sie wurde vorne und hinten von je einem Maultier getragen. Kaum zu glauben, dass dieses Reisefahrzeug sogar mit einer Toilette ausgestattet ist. Sie blieb bis jetzt erhalten, nachdem darin seit dem 18. Jahrhundert für jede/n neue/n Herrscher/in zur Erbhuldigung der Erzherzogshut aus Stift Klosterneuburg nach Wien und wieder zurück gebracht worden war.

Zweisitzige Gala-Maultiersänfte, um 1700

Bereits 1790 entstand in Paris ein vergoldeter Wagen, den 1809 Napoleon bei seiner „Mailänder Krönung“ zum König von Italien verwendete. Kaiser Franz I. brachte ihn nach seinem Sieg nach Wien, wo er mit österreichischen Kronen und Wappen versehen wurde. 1854 diente er als Einzugswagen für die kaiserliche Braut Sisi aus Bayern.

Auch Sisi´s Hochzeitsschleppe (1867) konnten wir bewundern, wie sie über und über mit Gold bestickt ist. In einem kaiserlichen Gewand hatte Sisi eine Taille von lediglich 45 cm. Beim Einzug zur ungarischen Krönung in Budapest wurde der barocke Imperialwagen (von 1735) eingesetzt. Er ist 4 Tonnen schwer und musste von acht kräftigen Pferden gezogen werden.

Vor dem barocken Imperialwagen mit Una Matanovic (kniend)

Der neobarocke schwarze Leichenwagen wurde 1876/77 für die Leichenzüge des Kaiserhauses gebaut. Zuletzt war er im Einsatz 1989 beim Begräbnis der letzten österreichischen Kaiserin Zita.

Den 1914 entstandenen „Kaiserwagen“ bekamen wir zum Schluss noch zu sehen.  Er ist das einzige erhaltene Hof-Automobil, hat 45 PS mit einem Benzinmotor, fünf Gänge (inkl. Rückwärtsgang) und schafft 90 km/h. Der Fahrer saß damals noch auf der rechten Seite. Erst 1938 entstand nach dem Anschluss an Deutschland der Rechtsverkehr.

SK

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