Gleichberechtigung fehlt bis heute noch

Die neue Wechselausstellung im Unteren Belvedere trägt den Titel „Radikal! Künstlerinnen* und Moderne 1919-1950“. Ausschließlich Frauen und Personen, die sich keinem Geschlecht zuordnen, sind hier zu sehen. Es ist eine wichtige Schau, um die bisher wenig bekannten Künstlerinnen und ihre Leistungen sichtbar zu machen. Sehr passend schien, dass es am 4. Juli bei uns ausnahmsweise viele Männer gab. Dazu war unser Vermittler Yannick Steiner das Tüpfelchen am i!

Mit Yannick (steht re) vor Lavinia Schulz „Maskenfigur Toboggan Frau“

In der Zeitspanne von 1919-1950 tobten die beiden Weltkriege. Während viele Männer Kriegsdienst leisten mussten, übernahmen die Frauen ihre Arbeit und Berufe, die ihnen bis davor nicht zugetraut oder erlaubt worden waren. In dieser Zeit konnten Frauen Tätigkeiten aus-führen, die aber auch mehr Gleich-berechtigung bedeuteten.

Unter der Lampe“, 1927

Die Ausstellung zeigt mehr als 60 Künstlerinnen aus 20 Ländern. Erstaunlich vielfältig waren auch die ausgestellten Werke: von Malerei, Zeichnung und Druckgrafik, bis zu Skulptur, Textildesign, Fotografie und Film, waren unter-schiedliche Medien vertreten.

In oft abstrakter Form übten die Werke Kritik am Gesellschaftssystem. Damals gab es Schritte zur längst fälligen Gleichberechtigung, die aller-dings bis heute noch nicht vollständig durchgesetzt werden konnte.

Wiener Seidenbluse von Maria Likarz, 1928

„Mühevolle Ehe“, 1930 von Hanna Nagel

In vielen Bereichen verdienen Männer bei gleicher Tätigkeit auch noch heute mehr als Frauen. Ob wir noch eine Gehalts-gleichstellung erleben werden, sei dahingestellt …

Die Ausstellung regt an über die Geschichten und Perspektiven der Künstlerinnen* nachzudenken. Hanna Nagel (D, 1907-1975) kritisierte das Abhängigkeits-verhältnis, in das Frauen gezwungen wurden.

Claude Cahun (F, 1894-1954) versuchte mit ihren Fotografien die sozialen und politischen Grenzen zu überwinden. Künstlerinnen aus dieser Zeit schafften es oft gemeinsam, dass sie Hürden überwinden und Frauenrechte erkämpfen mussten.

 

Mag. Julia Haimburger, Wien

 

 

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