Man sollte nicht glauben, dass schon zu früheren Zeiten die Geschmäcker in der Kunst die gleichen waren. So wurden im Kunst-historischen Museum (KHM) in der Sonderausstellung „Idole & Rivalen – Künstler:innen im Wettstreit“ Gemälde und Skulpturen zum Vergleich gegenübergestellt. Am 18. November half uns Elisa Wagner bei der barrierefreien Führung, Gründe und wahre Sieger besser zu verstehen.
Mit Elisa Wagner (re mit Mikrofon) in Wettstreit gegangen
Als erstes zeigte uns Elisa drei Statuen von verwundeten Amazonen. Das Original wurde um 430 v. Chr. geschaffen und mehr als 800 Jahre später von drei römischen Künstlern nachgemacht. Obwohl jeder Bildhauer sich selbst zum Sieger ernannte, gab es dann doch einen klaren Gewinner. Es war Polyklet, dessen Figur von den anderen Kontrahenten auf Platz zwei gewählt worden war.
Aber es gab auch Wertschätzung und Anerkennung. So wie bei den beiden weiblichen Künstlerinnen Sofonisba Anguissola und Lavenia Fontana, die beide ein Selbstbildnis malten. Nachdem sich die Werke von Lavenia in der Arbeit von Sofonisba wiederspiegelten, meinte die jüngere Malerin in einem Brief, dass sich die Kunst ihrer Vorgängerin mehr im Glanz ihrer eigenen Werke entfalte.
Sofonisba, 1554
Lavenia, 1579
Die französische Akademie veranstaltete 1771 einen Mal- Wettbewerb zu dem Titel „Über den Kampf im Trojanischen Krieg“. Der damals erst 23-jährige Jacques-Louis Davis hätte eigentlich den Preis gewonnen, unterlag aber dem unfair zu alten Joseph-Benait Suvée.
Suvée
Davis
Suvée hatte sich mit falschen Daten die Teilnahme erschlichen und konnte sich gegen Davis sowie drei andere Gegner durchsetzen. Der Preis dafür war ein Stipendium an der Akademie. Der junge David konnte seine Niederlage nicht bewältigen und rächte sich an seinem Rivalen mit negativen Bemerkungen bis körperlichen Drohungen.
Es gab noch viel mehr Gegenüberstellungen. Auch wir waren mit unseren Abstimmungen nie einer Meinung. Geschmäcker gehen eben auch heute noch auseinander.
SK