Selbstbildnis, 1905
Eigentlich sollte man die Künstlerin Broncia Koller-Pinell kennen. Sie hatte Kontakt mit allen namhaften Kolleg*innen ihrer Zeit und besaß ein gutes Netzwerk. Leider ist sie in Vergessenheit geraten. Höchste Zeit, dass wir auf sie und ihre Kunst aufmerksam gemacht wurden. Dafür gab uns am 5. April Sabine Müller-Englerth einen Einblick im Unteren Belvedere.
Vor Koller´s „Werden und Vergehen“ mit Sabine Müller-Englerth (sitzt re.)
Broncia Koller-Pinell wurde 1863 im polnischen Sanok geboren. Damals war diese Stadt noch in Österreich-Ungarn. Ihre jüdischen Eltern Saul und Clara führten eine Fabrik für Decken- und Wollwaren. Mit sieben Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Wien. Nachdem Frauen damals die Akademie noch nicht besuchen durften, erhielt sie ab 1881 Privatunterricht in der Malerei. Darauf folgte das Studium im Münchner Künstlerinnenverein und schaffte danach ihre ersten Ausstellungen im Wiener Künstlerhaus, dem Münchner Glaspalast und in Leipzig.
„Silvia Koller mit Vogelkäfig“, 1907
Im Kreis von befreundeten Künstler*innen lernte sie 1890 den Industriel-len Hans Koller kennen, der zeitlebens ihr künstlerisches Schaffen unterstützte. Gegen den Willen ihrer Familie heirateten sie sechs Jahre später und bekam zwei Kinder. Tochter Silvia wurde auch Malerin und Sohn Rupert Dirigent.
Rasch wurde Broncia Koller in den Kreis um Gustav Klimt und der Secessionisten aufgenommen. Von ihren Eltern erbte sie den Landsitz in Oberwaltersdorf (NÖ), wo sich Künstler*innen und Wissen-schaftler*innen wie Egon Schiele, Sigmund Freud, Gustav und Alma Mahler die Klinke reichten. 1913 wurde sie in den aus der Klimtschule entstandenen „Bund österreichischer Künstler“ aufgenommen, der sie auch international bekannt machte. Neben Budapest, Brüssel, Leipzig und Rom war sie ebenso bei der Weltausstellung in Chicago vertreten.
Nach dem Ersten Weltkrieg pflegte Koller-Pinell enge künstlerische Kontakte. Aber ab 1932 wurde ihr wie allen anderen Juden der Zugang zur Secession verwehrt. Zwei Jahre später starb sie durch ein Krebsleiden und geriet in Vergessenheit. Erst in den 60er-Jahren begann die Anerkennung der vielseitig wirkenden Künstlerin.
Unsere nächsten Führungen in leichter Sprache im Belvedere (B) gibt es am 3. Mai Oberes B über „Franz Anton Maulbertsch“, 7. Juni B21„Angelika Loderer“ und 5. Juli Unteres B „Hannah Höch“. Treff: 14.45 Uhr bei den Kassen. Bitte um Anmeldung Tel: 0664/323 3 626
SK