Wir sind wieder einmal wichtig geworden. Oder besser gesagt, konnten im Rahmen des EU ARCHES Projects bei der Verbesserung des Kunsthistorischen Museums in Wien mitarbeiten. Die Leiterin der Kunstvermittlung Dr. Rotraut Krall hatte im Februar 2018 mit Workshops zur Entwicklung einer App und eines Tastreliefs begonnen. Damit sollen berühmte Objekte im Museum für Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen leichter erfahrbar und besser verständlich gemacht werden.
Thomas Köck erklärte das Automatenschiff in Englisch
Bei regelmäßigen Workshops trafen sich die Teilnehmer/Innen mit unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, wie blind, gehörlos, kognitiven Einschränkungen … Wir wurden ein richtiger Freundeskreis und es war beeindruckend, wie gut Dr. Krall und ihre Mitarbeiterinnen mit uns allen umgehen konnten. Dabei wurden bei Besichtigungen zwar immer nur ein paar Bilder oder Gegenstände betrachtet, doch mit gegenseitiger Hilfe bei der Beschreibung am besten verstanden. Das waren die besten Führungen mit bleibendem Eindruck.
Sehr beeindruckend war der Besuch von Kunstvermittlern aus anderen EU-Staaten. Dabei durften wir uns selbst in die Rolle eines Guides versetzen und eine Sehenswürdigkeit – in Englisch - beschreiben. Thomas Köck erklärte den Schiffsautomaten (um 1585) und ich die weltweit bekannte Saliera (Salzfass um 1543).
Beim Abschluss: Sigrid, Thomas, Dr. Rotraut Krall und Ulla
Am 3. Juli gab es leider schon die Abschlussveranstaltung des ARCHES Projects. Krall erinnerte mit beeindruckenden Bildern der Workshops noch einmal an den Fortschritt der Verbesserungen. So wird es in naher Zukunft ein Geländer bei den Stiegen geben. Langfristig ist ein komplett neugestalteter barrierefreier Haupteingang ins Museum geplant. Mit einer App wird für ein inhaltliches Verständnis der Kunstwerke gesorgt und das neue Tastrelief zu Pieter Bruegels „Vogeldieb“, das die schon vorhandenen ergänzen wird, werden wohl alle Besucher gerne ertasten!?
Von meiner Begeisterung möchte ich gerne noch mehr Leute anstecken. Wie wäre es mit einem eigenen Workshop zur Belebung unseres Kultursinnes? Mehr Info unter Tel: 664/323 3 626
Wenn einer eine Reise tut
Ein Ergebnis des im vorigen Bericht beschriebenen ARCHES Project von der EU sind barrierefreie Führungen im Kunsthistorischen Museum KHM. Ab Oktober 2019 kann man sich einmal im Monat von der Vielfalt und Schönheit der Kunstwerke bezaubern lassen. Das Motto in diesem Monat lautet: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Dabei wird diese Führung den unterschiedlichen Arten von Behinderung angepasst. Das heißt:
* 4. Oktober: Tastführung für blinde und sehbehindere Menschen
* 11. Oktober: Führung für gehörlose und hörbeeinträchtigte Menschen mit Gebärdensprache in Zusammenarbeit mit WITAF
* 18. Oktober: Führung für Menschen mit Lernschwierigkeiten in einfacher Sprache – nach SHT oder Schlaganfall1
* 25. Oktober: Führung für Menschen mit Demenz
Beginn ist um 15.00 Uhr und dauert rund 60 Minuten. Der Treffpunkt dafür ist im Eingangsbereich des Kunsthistorischen Museums. Bitte an der Kontrollstelle den Behindertenausweis vorzeigen. Der Eintritt ist für eine/n betroffene/n Teilnehmer/In und eine Begleitperson gratis. Daher bringt bitte interessierte Kolleg/Innen und deren Freund/Innen mit, denn der Eintritt ist kostenlos!
Im November wird es weitergehen. Für diesen Monat wurde das Motto „Echt tierisch!“ gewählt.
Für weitere Informationen und Anmeldungen zu den Führungsangeboten bitte mit Dr. Rotraut Krall in Verbindung setzen:
Tel: 01/52524-5207 und/oder Email: rotraut.krall@khm.at
Ich versichere, man wird staunen, wie gut man Kunstwerke verstehen kann. Man muss nur sich und ihnen ein bisschen Zeit dafür geben können. Es ist einen Versuch wert!
Sigrid Kundela, Wien